Hauptaufgabe der Therapie beim akuten lokalen Lumbalsyndrom ist die sofortige Schmerzbeseitigung, um einen möglichen Chronifizierungsprozeß schon im Ansatz zu unterbrechen. Peripher wirkende Analgetika sollen die Nozizeption und Schmerzweiterleitung schon am Entstehungsort blockieren. Parallel dazu sind lokale Infiltrationen an die Schmerzausgangspunkte zu empfehlen. Diese sind durch manualmedizinische Untersuchung und probatorische Injektionen zu ermitteln. Beim arthro-ligamentären, akuten Kreuzschmerz kommen hier die Ansätze des Ligamentum interspinosum, in der Regel bei L4/L5 und L5/S1 sowie die Wirbelgelenkkapseln in Frage. Bei Seitbetonung der Schmerzen ist durch die asymmetrische Spannung der Rückenstreckmuskeln oft auch eine Kreuzdarmbeinfuge in das primäre Schmerzgeschehen mit einbezogen. Die sofortige Mobilisierung (manuelle Therapie) unterstützt durch lokale Infiltrationen mit Lokalanästhetika und begleitender physikalischer Therapie vermeidet eine dauernde Blockierung der betroffenen Wirbelgelenke und Kreuzdarmbeinfugen.
Da jede fehlerhafte Haltung und Verhaltensweise beim Patienten sofort heftige Schmerzen hervorruft, ist es in dieser Phase einfach, die Regeln der Rückenschule zu vermitteln. Der Patient sollte von Anfang an damit vertraut gemacht werden, um Rezidive und eine Chronifizierung zu verhindern.
Mit den Haltungs- und Verhaltensrichtlinien der Rückenschule ist es möglich, auch bei akuten Kreuzschmerzen den gewohnten Lebensrhythmus, wenn auch mit gewissen Einschränkungen, weiter nachzugehen. Sofern keine körperlichen Schwerarbeiten verlangt werden, kann der Betroffene auch weiterhin Gehen, Sitzen, Stehen und leichte bis mittelschwere körperliche Arbeiten verrichten. Kontrollierte Studien (Coomes, 1961; Deyo, 1991; Gilbert, 1985; Malmivaara, 1995; Postfacchini, 1988; Szpalski, 1992; Wilkinson, 1995) haben ergeben, daß Bettruhe und Immobilisation den Heilungsprozeß bei akuten Kreuzschmerzen nicht fördern, sondern eher behindern. Unter diesem Aspekt sind alle therapeutischen Ansätze mit zentral dämpfenden Medikamenten ungeeignet. Im Vordergrund stehen lokale Anwendungen im Nozizeptorbereich. Der behandelnde Arzt sollte aus dem Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten die Methoden anwenden, die er am besten beherrscht und die in dieses Konzept passen.