Schmerztherapie beim Cervicobrachialsyndrom(CBS)

Ausstrahlende Schmerzen in den Arm, die einem Dermatom zuzuordnen sind, sprechen für ein neuralgiebestimmtes Krankheitsbild. Es ist in erster Linie der Ramus ventralis des Spinalnerven betroffen. Das cervico-brachiale Syndrom wird entweder durch einen Diskusprolaps oder durch harte, knöcherne Konstriktionen am Prozessus uncinatus hervorgerufen. Knöcherne Bedrängungen sind wesentlich häufiger. Klinische Bedeutung erlangt die Kombination Segmentlockerung und unkovertebraler Osteophyt.

Die klinischen Symptome setzen in der Regel allmählich ein und werden durch eine positionsabhängige, dermatombezogene Brachialgie bestimmt. Die afferenten Fasern im Spinalnerven müssen erst zu Nozizeptoren umfunktioniert werden. Charakteristisch ist der nächtliche Schmerz, der mit Ameisenkribbeln und Taubheitsgefühl im Dermatom einhergeht. Typisch ist ein chronisch-rezidivierender Verlauf. Durch äußere Einwirkungen (Beschleunigungsverletzung der Halswirbelsäule) Haltungskonstanz in ungünstiger Stellung (Schreibtischarbeit, Fernsehen), kann das Syndrom akzentuiert werden.

Beim C6-Syndrom erfolgt eine Ausstrahlung der Schmerzen zum Daumen, u.U. mit Abschwächung des Bizepssehnenreflexes. Charakteristisch für das C7-Syndrom ist die Ausstrahlung zum Mittelfinger, u.U. mit Trizepsmuskelschwäche und Abschwächung des Trizepsreflexes mit Daumenballenatrophie. Beim C8-Syndrom erfolgt die Schmerzausstrahlung zur Kleinfingerseite, u.U. mit motorischen Störungen der Fingerbeuger und der Muskeln des Kleinfingerballens.

Die Chronifizierung des cervico-brachialen Syndroms ist schon durch das Krankheitsbild als solches gegeben. Beim CBS handelt es sich um eine primär chronische Erkrankung. Die Umwandlung eines primär überleitenden Nerven in einen Nerven mit Nozizeptorfunktion bedeutet schon Chronizität.

Je länger der Zustand anhält, um so geringer ist die Chance durch einfache Maßnahmen, wie Manipulation, Traktion oder eine Wurzelblockade das Schmerzgeschehen kurzfristig zu bessern. Die dauernde Irritation des Nerven führt zu sekundären Erscheinungen mit motorischer und vegetativer Reaktion. Im Laufe der Zeit treten zentrale Veränderungen der Schmerzwahrnehmung und Schmerzverarbeitung auf, so daß u.U. Charakteristika wie Positionsabhängigkeit und Tages-/Nachtrhythmus verloren gehen und der Schmerz ständig empfunden wird. Psychische Begleiterscheinungen bleiben nicht aus. Wie beim lokalen Schmerzsyndrom macht sich die Chronifizierung auch durch sekundäre Muskelverspannungen, Insertionstendopathien und Fehlhaltungen in der Schulter-/Nacken-/Armregion bemerkbar.

Die Schmerztherapie beim Cervicobrachialsyndrom richtet sich nicht nur auf die periphere Nozizeption, sondern auch auf die Schmerzweiterleitung und Schmerzverarbeitung. Im Mittelpunkt der Schmerztherapie beim Cervi-cobrachialsyndrom steht die lokale Injektionsbehandlung mit cervicalen Spinalnervenanalgesien. Sowohl beim akuten als auch beim chronischen cervicalen Wurzelreizsyndrom ist es sinnvoll, den Schmerzausgangspunkt am Foramen intervertebrale bzw. in der Unkovertebralregion direkt anzugehen.

Um den Chronifizierungsprozeß an der Spinalnervenwurzel aufzuhalten bzw. zu durchbrechen, sind tägliche Spinalnervenanalgesien (auch am Wochenende) in den ersten 10 Tagen erforderlich. Im Anschluß an die Injektion ist wenigsten für eine halbe bis 1 Stunde eine entlastende Lagerung, am besten in der Glisson Extension einzunehmen. Das weitere Programm wird ergänzt durch Physiotherapie mit Übungen aus der Entlastungshaltung, Elektrotherapie, Wärmeanwendungen und Übungen zur progressiven Muskelentspannung. Die lokale Injektionsbehandlung umfaßt neben der cervicalen Spinalnervenanalgesie im betroffenen Segment auch Infiltrationen der sekundären Schmerzausgangspunkte, wie z. B. am Schulterblattrand, am Occiput und am Musculus deltoideus. Auch die Akupunktur hat sich beim Cervicobrachialsyndrom bewährt.