Beim Radfahren wird das Körpergewicht nicht über die Beine, sondern über den Sattel und teilweise über den Lenker zum Boden geleitet. Deswegen wird Rad fahren neben Schwimmen immer dann empfohlen, wenn zum Beispiel Verschleißerscheinungen der Hüft- und Kniegelenke vorhanden sind und sich durch belastete Bewegung noch verschlimmern könnten. Auch die Wirbelsäule profitiert vom Radfahren, obwohl an Bewegung und Muskeltraining nicht so viel oben ankommt wie etwa beim Laufen. Dafür ist die Wirbelsäule durch Abstützung des Oberkörpers am Lenker wenigstens teilweise entlastet. Außerdem kann man bei entsprechender Lenker- und Satteleinstellung den Körper wieder in die wirbelsäulenentlastende Stufenhaltung bringen. Knie und Hüften sind gebeugt, die Wirbelsäule ist gerade. Das Hohlkreuz (die Lendenlordose) wird dadurch weitgehend aufgehoben. Den für die Radrennfahrer typischen Katzenbuckel vermeidet man dadurch, dass der Lenker so hoch gestellt wird, bis die Wirbelsäule gerade eingestellt und der Blick geradeaus gerichtet ist. Auf die Bedeutung des hohen Lenkers für die Halswirbelsäule wurde schon früher hingewiesen.
Beim Radfahren kommt es ähnlich wie beim Laufen durch die abwechselnde Hüftbeugung und -Streckung zu geringen Vor- und Rückkippbewegungen des Beckens. Diese Bewegung überträgt sich auf die unteren Bewegungssegmente der Lendenwirbelsäule und bewirkt dort ein Durchwalken des Bandscheibengewebes, wenn auch in geringerem Ausmaß als beim Laufen.
Fahrtwind und langsameres Warmwerden als bei den anderen Sportarten machen es erforderlich, dass man sich beim Radfahren von vornherein warm anzieht. Dies trifft in besonderem Maße für die ohnehin gefährdete Schulter-Nacken-Region zu.
Welches Fahrrad?
Um die genannten Auswirkungen auf Wirbelsäule und Gelenke zu erzielen, ist es nicht erforderlich, sich ein extrem leichtes und schnelles Rennrad zuzulegen. Der tiefe Rennlenker ist für die Wirbelsäule ohnehin ungeeignet.
Empfohlen wird ein Fahrrad mit ausreichenden Verstellmöglichkeiten für Sattel und Lenker. Die Reifen sollten eine ausreichende Dicke aufweisen und nicht zu hart aufgepumpt sein, um die Unebenheiten der Fahrbahn auszugleichen und die Erschütterungen abzufangen. Aus gleichem Grunde empfiehlt sich ein gut gefederter Sattel. Eine Gangschaltung sorgt auch bei Steigungen für einen gleichmäßigen Bewegungsablauf.
Tipp zum Radfahren
Ähnlich wie beim Schwimmen und Laufen gilt es auch beim Radfahren, nicht möglichst schnell eine vorgegebene Strecke zurückzulegen, sondern eine bestimmte Zeit lang einen bestimmten Bewegungsablauf durchzuführen. Die Leistungssteigerung lässt sich am besten am subjektiven Wohlbefinden während und nach dem Radfahren ablesen.
Mit dem Standrad kann man grundsätzlich die gleiche gesundheitliche Wirkung erzielen wie mit dem Radfahren auf der Straße, nur ungefährlicher, wetterunabhängig - und langweiliger. Deswegen sollte man sich durch Fernsehen (Video) oder Musik dabei unterhalten lassen. Mit dem Standrad lässt sich die Leistung besser dosieren und systematisch steigern, was für das Herz- und Kreislauftraining wichtig ist. Oft findet sich ein Kompromiss: Bei gutem Wetter draußen Rad fahren; bei schlechtem Wetter und wenig Zeit Standrad fahren.
Das Standrad, für Herz-, Kreislauf-, Bewegungsapparat und subjektives Wohlbefinden gleichermaßen von Bedeutung, sollte in keinem Haushalt fehlen.