Injektion durch das interlaminäre Fenster in den dorsalen Epiduralraum des betroffenen lumbalen Bewegungssegments.
Der interlaminäre Zugang mit einer Injektionskanüle zum dorsalen Epiduralraum des lumbalen Wirbelkanals ist sowohl in der Anästhesie zur Durchführung einer Periduralanästhesie, als auch in der orthopädischen Schmerztherapie zur Behandlung lumbaler Wurzelsyndrome üblich. Anders als bei der Periduralanästhesie, bei der eine vollständige Ausschaltung der Schmerzempfindung durch Umflutung primär gesunder Nervenwurzeln mit einer höher konzentrierten Lokalanästhetikum über einen Periduralkatheder erzeugt wird, ist das Ziel der orthopädischen Schmerztherapie die Umflutung bedrängter Nervenwurzeln durch wiederholte Einzelinjektionen mit einem Antiphlogistikum ggf. unter Zusatz eines niedrig konzentrierten Lokalanästhetikums zur Reduktion der Schmerzempfindlichkeit.
Indikation
Mit der dorsal/interlaminären Injektionstechnik erreicht man gleichzeitig mehrere Wurzeln, ggf. auch auf beiden Seiten. Hauptindikation stellen deswegen zentrale Spinalkanalstenosen und polyradikuläre Syndrome dar.
Technik
Je nach betroffener Wurzel wählt man den interlaminären Zugang L5/S1, L4/L5 oder höher. Bei Spinalkanalstenose nehmen wir meistens L3/L4 oder L4/L5. Die a.p.-LWS-Aufnahmen sollte man am Bildschirm vor sich haben, um das interlaminäre Fenster des entsprechenden Segments zu sehen, und ob es seitendifferent konfiguriert ist. Bei einem nicht vorhandenen Interlaminarspalt, z. B. durch Überlappung der Laminae wählt man von vorne herein die besser zugängliche Nachbaretage. Für eine gezielte segmentale/epidurale Injektion geht man wie bei der Lumbalpunktion vor: Beim sitzenden Patienten schiebt man eine mandrinhaltige Nadel (oder direkt das Spritzennadelsystem) zwischen den Dornfortsätzen des betroffenen Segments durch das Ligamentum flavum bis zum Periduralraum vor. Die Dura sollte nicht durchstoßen werden. Um nicht den Durasack zu punktieren, entfernt man kurz vor oder bei der Perforation des Ligamentum flavum den Mandrin, setzt eine flüssigkeitsgefüllte Spritze auf und schiebt die Nadel unter fortgesetztem Stempelandruck vor, bis der Injektionsandruck plötzlich nachläßt (loss of resistance). Bei gesicherter Nadellage werden Kochsalzlösung mit Kortisonkristallsuspension und ggf. Lokalanästhetika injiziert.
Der Nachteil der dorsalen/epiduralen Injektionstechnik besteht darin, dass man größere Mengen applizieren muss, um u.a. auch die betroffenen Nervenwurzeln in der gewünschten Konzentration zu umfluten. CT-kontrollierte dorsal/epidurale Injektionen mit Kontrastmittel zeigten dementsprechend eine gleichmäßige Verteilung der injizierten Flüssigkeit im Epiduralraum mit größeren Ansammlungen, vor allem im dorsalen Abschnitt.