Elektrotherapie

Bei der Elektrotherapie wird elektrische Energie für Heilzwecke verwendet. Aufgrund unterschiedlicher physikalischer und biologischer Wirkungen unterscheidet man verschiedene Stromformen:

Hochfrequente Ströme

Hochfrequente Ströme als Kurzwelle, Dezimeterwelle, Mikrowellentherapie zeichnen sich durch ihre Wärmewirkung in der Tiefe des durchfluteten Gewebes aus. Die Oszillationen sind allerdings zu schnell, um eine Zelle direkt zu erregen. Die therapeutisch angewendeten Hochfrequenzstromarten beginnen bei 20.000 Hz und gehen über in die Diathermie mit etwa 3 x 106 Hz zur Kurzwellentherapie mit etwa 5 x 107 Hz.

Niederfrequente Ströme

Niederfrequente Stromarten (15-250 Hz) kommen bei der Galvanisation unter Verwendung von Gleichströmen zur Anwendung. In diesem Frequenzbereich kommt es zur Über- oder Depolarisation der Zelle mit allen Übergangsstadien. Dem konstant fließenden galvanischen Strom, z. B. in Form des Stangerbades) wird eine schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben. Bei den diadynamischen Strömen nach Bernard handelt es sich um niederfrequente Ströme mit wechselnder Frequenz und Amplitude, die ebenfalls schmerzreduzierend wirken. Die elektrischen Ströme werden gewöhnlich bipolar angewendet, d. h. mittels zweier Elektroden.

Mittelfrequente Ströme

Mittelfrequenzströme sind sinusförmige Wechselströme mit Frequenzen zwischen 1 und 1.000 Hz. Das Prinzip der Mittelfrequenz oder Interferenzstromtherapie besteht in der Erzeugung des biologisch wirksamen Frequenzbereiches im Organismus selbst. Bei der Interferenzstromtherapie werden zwei mittelfrequente, biologisch reizlose Ströme, z. B. 4.000 Hz über je 2 Elektroden dem Körper zugeführt. Die Frequenzen der beiden Ströme differieren bis zu 100 Hz. Durch Superposition entsteht im Körper ein amplituden- und frequenzmodulierter Strom mit niedriger, d. h. biologisch wirksamer Frequenz. Die Vorteile der Interferenzstromtherapie liegen darin, dass die schmerzempfindliche Haut und die äußeren Gewebsschichten durch reizungswirksame, mittelfrequente Ströme überwunden werden, während die niederfrequenten Ströme zwischen 0 und 100 Hz erst in tieferen Gewebsschichten entstehen und dort schmerztherapeutisch wirken. Auf diese weise entwickeln sich am Bestimmungsort im Organismus elektrische Ströme, die in dieser Frequenz und Intensität nicht direkt von außen zugeführt werden können. Die direkte Einwirkung des elektrischen Stromes im Niederfrequenzbereich in der Tiefe führt zur Beeinflussung des vegetativen Nervensystems. Die Durchblutung verbessert sich in der Tiefe.

Hochfrequente, niederfrequente und Interferenzstromtherapie wirken gleichermaßen auf Nozizeptoren, afferente Fasern, Muskeln und Vegetativum ein.