Grundsätzlich lässt sich eine multimodale Wirbelsäulentherapie unter Einschluß von Injektionen an der Wirbelsäule ambulant im Tagesprogramm durchführen. Bis auf wenige Aktionen, die eine 24-stündige Überwachung erfordern, wie z. B. die epidural - zervikale Injektion kann man alle speziellen ärztlichen Maßnahmen auch ambulant durchführen.
Starke Schmerzen und eine erhebliche Fehlhaltung und Lähmungen im Grenzbereich zur OP-Indikation sind Befunde von Patienten, die in der Regel mit dem Krankenwagen wegen sonstiger Transportunfähigkeit ins Krankenhaus eingewiesen werden. Beim massiven Prolaps mit drohenden weiteren Lähmungen ist ebenfalls eine stationäre Überwachung erforderlich. Die Indikation zur ambulanten Behandlung eines Nervenwurzelkompressionssyndrom wird somit per exclusionem gestellt.
Die ambulante Behandlung beginnt wie üblich mit der eingehenden Untersuchung und Diagnosestellung (Aufn) am ersten Tag. Sofern die weiterführende Diagnostik mit Röntgen (Rö), und ggf. Labor (Lab) abgeschlossen ist und der Patient ausreichend informiert (Info) wurde, sollte schon am ersten Tag eine ausreichende Schmerztherapie mit Spinalnervenanalgesie ggf. epiduraler Injektion erfolgen. In Akutfällen mit starken Schmerzen wird die zervikale (CSPA) oder lumbale Spinalnervanalgesie (LSPA) dann an den nächsten Tagen täglich durchgeführt. Jeweils im Anschluß folgen Physiotherapie (PT), Thermotherapie (TT), Glissonextension (Glis), an der LWS Stufenlagerung (StufL) oder Seitlagerung (SeitL) und Elektrotherapie (ET). Wegen der starken Chronifizierungstendenz steht schon am Anfang beim Zervikobrachialsyndrom und bei der Lumboischiagie die Einführung zur Schmerzbewältigung (Einf.Sb.) mit nachfolgenden Einheiten zur progressiven Muskelentspannung (PM). Je nach Beschwerdeentwicklung reduzieren sich die invasiven Maßnahmen auf einen zwei- bis dreitätigen Abstand.
Epidural-perineurale Injektionen oder andere Formen der epiduralen Injektionstherapie (EPI) sind im gesamten Behandlungszyklus maximal dreimal durchzuführen, jeweils im Abstand von mehreren Tagen. Je nach den im weiteren Verlauf im Vordergrund stehenden Primär- und Sekundärschmerzen können Triggerpunkt (TP)- und Facetteninfiltrationen (FAC), Infiltrationen des Iliosakralgelenkes (ISG), Akupunktur (AKU) oder andere Maßnahmen aus dem breiten Spektrum der therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten durchgeführt werden. Eine medikamentöse Begleittherapie ist ggf. von Anfang an erfordelich.
Je nach Reizzustand der Nervenwurzel im Hals- und Lendenwirbelsäulenbereich sollte sich der Patient auch nach der 3. Woche z. B. nach weiteren 3 oder 6 Wochen wieder vorstellen. Bei dieser Gelegenheit wird der orthopädisch-neurologische Status erhoben und die Diagnose überprüft. Ggf. wird zu diesem Zeitpunkt und in weiteren, immer größer werdenden Abständen, eine lokale Infiltration zur Desensibilisierung der Nervenwurzel durchgeführt.
Die übrigen Komponenten des multimodalen Programms, insbesondere Übungen aus der Entlastungshaltung und wirbelsäulenfreundlicher Sport werden vom Patienten individuell unterschiedlich weiter geführt.