Rückenschule

Das Kreuz mit dem Kreuz

Wenn ein Patient, ob konservativ oder operativ, erfolgreich behandelt worden ist und seine normalen Aktivitäten wieder aufnimmt, möchte er zumeist wissen, was er zur Vermeidung eines Rezidivs tun kann. Die Antwort lautet: Rückenschule. Gemeint ist ein Haltungs- und Verhaltenstraining, das mit einer Schulung für richtiges Sitzen, Stehen, Liegen, Heben und Tragen einhergeht. Langdauernde Rundrückenhaltung, das Anheben schwerer Lasten bei verdrehtem Rumpf sowie Belastungen mit Hohlkreuz führen signifikant häufiger zu Rückenschmerzen und vor allem zu Verlagerungen von Bandscheibengewebe als Haltungen und Bewegungsabläufe, die in der Rückenschule vermittelt werden. Die Empfehlungen der Rückenschule sind in zehn Regeln zusammengefasst:

Rückenschule — die zehn Regeln

  • Du sollst dich bewegen
  • Halte den Rücken gerade
  • Gehe beim Bücken in die Hocke
  • Hebe keine schweren Gegenstände
  • Verteile Lasten und halte sie dicht am Körper
  • Halte beim Sitzen den Rücken gerade, stütze den Oberkörper ab und wechsle öfter diese Haltung
  • Stehe nicht mit geraden Beinen
  • Ziehe beim Liegen die Beine an
  • Treibe Sport, am besten Schwimmen, Laufen oder Radfahren
  • Trainiere täglich deine Wirbelsäulenmuskeln

Durch regelmäßige Be- und Entlastung des Zwischenwirbelabschnittes werden die Diffussionsvorgänge im gefäßlosen Bandscheibengewebe gefördert. Das Bandscheibengewebe wird besser ernährt und neigt weniger zu den beschriebenen Rissbildungen und Zermürbungserscheinungen. Außerdem wird das zentrale mobile Bandscheibengewebe, der so genannte Nukleus pulposus, durch Bewegung in der Mitte gehalten. Bei anhaltender asymmetrischer Beanspruchung wie Rumpfbeugung oder Seitneigung tendiert dieser mehr zur Verlagerung. Auch und besonders durch axiale Belastungen beim Bücken, Heben und Tragen schwerer Gegenstände kann es zur asymmetrischen Einstellung des Zwischenwirbelabschnitts und somit zur Verlagerung des Bandscheibengewebes zur jeweils konvexen Seite mit Bandscheibenvorfall kommen. In der Prävention helfen hier besonders die Regeln 2 bis 6. Die Regeln 7 bis 8 dienen zur Vermeidung der Hyperlordose, das heißt, der Hohlkreuzbildung beim Stehen und Liegen. Diese schadet weniger den Bandscheiben als vielmehr den Wirbelgelenken.

Wesentlich für eine sinnvolle Rehabilitation und Prophylaxe von Rücken- und Beinschmerzen sind so genannte »Geradeaus-Sportarten« wie Schwimmen, Laufen/Joggen und Radfahren sowie ein tägliches Training der Wirbelsäule-stabilisierenden Muskeln. Mit Hilfe einer guten körperlichen Kondition und regelmäßiger Durchführung der beschriebenen Maßnahmen ist es durchaus möglich, bei gegebener Disposition und bereits therapierten bandscheibenbedingten Erkrankungen auch so genannte Wirbelsäulen belastende Sportarten wie Tennis, Golf und andere Ballsportarten zu betreiben.